Modell 1. "Außereuopäische Musik" als Thema des Musikunterrichts
Im Zuge der Erweiterung der Inhalte des Musikunterrichts von Volkslied und klassischer Kunstmusik auf Avantgarde wurde in den 1970er Jahren gefordert,
dass "außereuropäische Musik" im Unterricht behandelt werden solle. Eine musikpraktische Auseinandersetzung wurde nicht
in Betracht gezogen. Das Konzept reiht sich ein in die Hörerziehung durch avantgardistische und andere ("exotische") Musik.
Ziel des Unterrichts ist es, durch Kenntnis ein "Verständnis" fremder Musik zu entwickeln. Das methodische Vorgehen ähnelt
dem im Falle von ebenfalls "fremder" Kunstmusik. Autoren entsprechender Unterrichtsmaterialien sind oft Musikethnologen, die ihre
Materialien nie in der Schule erprobt haben. Die Darstellung entwickelt sich entlang der "immanenten Systematik". Helms 1974
("Breitkopf"), Kuckertzs 1981 und Schaffrath 1985 ("musik aktuell"), Wegner 1990 und Pinto/Tucci 1992 ("Musikbogen").
NB Zu "außereuropäischer Musik" zählt bei diesem Ansatz nur die "authentische" traditionelle (Volks-)Musik
des Landes. Weder Popmusik, noch internationale Kunstmusik spielen hier eine Rolle.
Dieser "musikethnologische" Ansatz bildet später zum Beispiel beim Schnittstellenansatz von Irmgard Merkt (Modell 4) die notwendig Voraussetzung
eines begründeten interkulturellen Unterrichts. Insofern ist die Musikethnologie trotz "Dekolonialisierung" etc. noch nicht ganz out. Sie lebt vor allem als "cultural studies" weiter.
Fragestellungen:
- Wie wird die Behandlung Außereuropäische Musik im MU" begründet?
- Gibt es Begründungen, die in Richtung interkulturelle Musikerziehung" weisen? (Wenn ja, welche?)
- Welche Methoden werden vorgeschlagen?
- Welche Themenauswahl wird getroffen (und gegebenenfalls wie wird die Auswahl begründet)?
- In welcher Weise können die Materialien für eine zeitgemäße interkulturelle ME eingesetzt werden, auch wenn dies nicht explizit beabsichtigt gewesen sein sollte?