Informationen, Konzepte und Materialien zum Interkulturellen Musikunterricht
Die Methode
Der erweiterte Schnittstellenansatz (in Kürze):
Einstieg/Einfühlung (Warm-Up) ist "archetypisch" mit einer "Basiserfahrung", also nicht kulturspezifisch.
Dies ist die oft (fälschlicherweise) sogenannte Schnittstelle.
"Analoge" Erarbeitung einer Situation, in der Musik gemacht oder mit Musik umgegangen wird (z.B. durch szenisches Spiel), also nicht blindes Musizieren mit einer sich anschließenden "Aufarbeitung".
Reflexion des Rollenspielcharakters der analogen Erarbeitung mittels zusätzlicher Information,
also keine Täuschung über die kulturelle Distanz und keine Exotik. (Bei einer "szenischen Interpretation"
findet diese Reflexion im Rahmen des szenischen Spiels statt als "szenische Reflexion".)
Motivation zur "digitalen" Weiterentwicklung und inhaltlichen Erweiterung des Bisherigen durch "professionelle Stimulation"
(Informationsmaterialien, Internetrecherchen, Befragungen, Diskusion).
Übungs- und Arbeitsphase mit dem Ziel eines optimierten und selbstbestimmten Spielens "im Schutz der Rolle".
Entweder erneute Reflexion (Punkt 3) oder Abschlussveröffentlichung (kann eine Aufführung sein, kann aber auch andere Formen annehmen, z.B. eine multimediale).
Vom einfachen zum erweiterten Schnittstellenansatz der Interkulturellen Musikerziehung
Erläuterung: Im Folgenden werden die sechs Schritte des Schnittstellenansatzes von Irmgard Merkt (Merkt 1993) im wörtliche Zitate aufgelistet
(). Sodann erfolgen die Gründe für eine Modifikation im Hinblick auf die
"Erweiterung" (). Schließlich erofgt die
Umformulierung im Sinne des erweiterten Schnittstelleansatzes ().
1.
Zuerst erfolgt die wissenschaftlich qualifizierte Auseinandersetzung
mit den Musikkulturen der Welt, mit ihrem musikalischen Material, mit ihrem Gebrauch von Klangfarbe und Lautstärke,
mit ihren Vorstellungen von und Gedanken über Musik, mit ihrem Musikleben.
Die wissenschaftlichen Vorarbeiten sollten mehr didaktisch- methodisch motiviert sein.
Das anstehende, wissenschaftlich erarbeitete Material wird didaktisch zubereitet:
im Hinblick auf Basiserfahrungen (Schritt 2), spielbaren Elementarszenen (Schritt 3) und
Elemente für eine szenische Interpretation (Schritt4).
2.
Die Suche nach musikalischen "Schnittstellen ", nach tatsächlichen Gemeinsamkeiten ist der naheliegende Schritt. Schnittstelle ist musikalisches Material, das von deutschen und ausländischen Kindern und Jugendlichen so musiziert werden kann, daß die jeweiligen spezifischen Merkmale der Musikkultur
erhalten und respektiert bleiben. Interkulturelle Musikerziehung beginnt mit Musikmachen, nicht mit Musikhören.
Die Schnittstelle sollte"tiefer" liegen als auf einer kulturell bereits vorgeformten Ebene.
Die erste Schnittstelle sind musikalische Basiserfahrungen
(siehe
eine welt musik lehre). Dies sind archetypische, transkulturelle Übungen,
die zum kulturellen Inhalt des Folgenden hinführen.
3.
Das gemeinsame Musikmachen mit Kindern aus verschiedenen Ländern geht über
in die Reflexion, geht über in den interkulturellen Vergleich.
Vergleichsthemen sind zunächst Musikinstrumente und Liedertexte.
Es sollte keine Trennung von Praxiserlebnissen (die Spaß machen)
und theoretischer Aufarbeitung zu Lernerfahrungen (die demotivieren) geben!
Szenisches Spiel: der kulturspezifisch geprägte Hintergrund (Merkt 4) wird
zusammen mit dem Basismaterial (Schritt 1) in szenischem Spiel zusammengeführt.
Diese Phase ist die KERNPHASE der IME nach dem erweiterten Schnittstellenansatz.
4.
Musikmachen und Singen ist Gesprächsanlaß.Thematisiert werden Liedinhalte,
thematisiert wird Bedeutung und Gebrauch von Liedern und Musikinstrumenten, thematisiert wird das Musikleben
im öffentlichen und privaten Bereich, thematisiert werden Märchen und Mythen, die von Musik erzählen.
Der "Gesprächsanlass" ist das, was wir mit Erlebnis bezeichnen, die "Thematisierung"
ist die Verarbeitung von Erlebnissen zu Lern-Erfahrungen. Beides zusammen bildet die "szenische Interpretation".
Szenische Interpretation: mit den "hinterfragenden" Methoden der
szenischen Interpretation wird der "interkulturelle Vergleich" (Merkt 3) durchgeführt.
5.
Der musikpraktischen Annäherung an unterschiedliche Musikkulturen folgt die Annäherung
durch das Hören. Der Weg geht hier vom Bekannteren zum Unbekannteren.
Das bislang archetypische und vom Gestus her ("analog") erfasste musikalische Material soll nun
kulturell "verfeinert" und ("digital") weiter entwickelt werden.
Musikalische Vertiefung: durch Einstudierungen (Lieder, Musikstücke, Tänze)
oder/und Hören bzw. Ansehen originaler Situationen und Musikstücke wird musikalisch vertiefend
gearbeitet - kulturspezifischer Stimmausdruck ("Singhaltung"), Besonderheiten des Tonmaterials,
Liedeinstudierung, Tanzschritte bzw. Choreografie. "Vom Bekannten zum Unbekannten".
6.
Veröffentlichung: Präsentation der Ergebnisse der Arbeit im Rahmen
von schulischer und nach Möglichkeit außerschulischer Öffentlichkeit.
Aus der szenischen Interpretation ergibt sich durch "Professionalisierung" die Art der Vorführung.
Szenische Aufführung: Alle erarbeiteten musikalischen
Spiel-Bausteien werden zu einem Stück zusammengefügt, das "öffentlich"
vorgeführt werden kann.