Informationen, Konzepte und Materialien zum Interkulturellen Musikunterricht
Tarantella ist mehr als nur ein Tanz aus dem Repertoire „Tänze aus aller Welt” oder „Folklore Südeuropas”. Tarantella ist eine fast 3000 Jahre
alte mediterrane kulturelle Praxis der Trance-Induktion, die sich mal dionysisch, mal als Veitstanz,
als „Massenhysterie”, als Schreckgespenst der Kirche, als gezähmte Volksbelustigung oder – seit gut 25 Jahren im Zuge eines Revivals“ – als
jugendkultureller „Diskotanz“ präsentiert. Tarantella ist aufgrund dieser
Eigenschaften hervorragend für
einen Musikunterricht geeignet,
in dem Musik als vielfältige und komplexe kulturelle Praxis erlebt
und erfahren werden soll.
Die vorliegenden Unterrichtsmaterialien sollen einen schüler- und handlungsorientierten Unterricht rmöglichen, der
zugleich „kulturerschließend“ ist. Die Musik der modernen Tarantella ist spontan mitreißend und geht in die Beine, die beim
vorliegenden Konzept zunächst ihren freien Lauf
haben sollen, um anschließend behutsam durch einige Hinweise auf authentische Tanzschritte
gezähmt zu werden.
Margherita D‘Amelio führt systematisch in die Grundschritte, Bewegungsformen, Choreografien und Interaktionsweisen von die wichtigen Tarantellastilen ein (Pizzica, Tarantella del Gargano,
Tammuriata). In Videoaufnahmen von Live-Vorführungen und Studioaufnahmen wird die Vielfalt und Spontaneität von Tarantella didaktisch aufbereitet. Neben den Tanz
figuren werden auch die typischen Instrumen
te der Tarantella in Bild, Ton und
Video vorgestellt.
Ein kleiner Lehrgang führt in das Spiel der Tamburello und die Verwendung der Kastagnetten ein.
Interviews mit italienischen Musiker/innen und Dokumente aus der aktuellen Tarantella-Szene geben einen Eindruck von der Vitalität der Tarantellakultur. Möge die DVD das Interesse an dieser mediterranen Kultur mit ihrer 3000-jährigen Geschichte und seiner ambivalenten Stellung zwischen Religion, Trance, Volkspraxis, Musiktherapie, Massenhysterie, Erotik und Rebellion auch im kühlen Norden Europas wecken. Vielleicht erspart der Besuch eines Tarantella-Workshops in Verbindung mit dieser DVD die nächste Reise in den Süden, doch noch besser, vielleicht animiert die DVD zu einer Reise nach Apulien, wo es sich
kaum mehr vermeiden lässt, auf ein schönes Tarantellafest zu stoßen.
Zum Tarantella-Projekt-Ablauf:
Im Jahr 2001 verbringe ich einen ausgedehnten Arbeitsurlaub im südlichsten
Teil des italienischen "Stiefels", in Salve/Apulien. Der Vermieter sagt mir, ich solle unbedingt eine Tarantella-Vorführung auf einem Dorf besuchen. Im Nachbarort Taurisano habe ich die Gelegenheit, Kinder, Musiker/innen und Erwachsene allen Alters
Tarantella spielen und tanzen zu sehen und auf Video aufzunehmen. An einem Kiosk in Salve kaufe ich die Kopie einer "Pizzaca-CD", die überwiegend Lieder enthält und eine authetische Ergänzung der CD „The legend of the Italian tarantella"der Compagnia de ArakneMediterranea ist, die zeitgleich bei Arc Music erscheint.
In Oldenburg kann ich die Musikstudentin Wencke Sorrentino dafür gewinnen, Tarantella mittels szenischem Spiel in der
Grundschule zu erproben. Der Schwiegervater von Wencke stammt aus Neapel und kann die Pizzica-Texte, die in "Grieco" sind, übersetzen. Parallel zur ersten Unterrichtserprobung
bin ich erneut in Apulien, erlebe das Revival von Tarantella hautnah und stoße auf großes Erstaunen, als ich italienischen Musiker/innen erzähle, dass in Deutschland Schüler/innen
Tarantella tanzen ("das wäre in Norditalien nicht möglich!"). Ich pilgere auch zur Kapelle von Galatina, vor und in der einmal im Jahr tranceinduzierte Musiktherapie mit der Tamburellomusik stattfindet. Kurz darauf erhalte ich einen Brief
der in Berlin wirkenden Tänzerin und Psychotherapeutin Margherita D'Amelio: sie habe meine Internetseite entdeckt und sei der Meinung, dass ich der einzige Mensch in Deutschland bin, der
Tarantella "richtig" versteht. (Gemeint ist mein kulturerschließender Unterrichtsansatz, der vom üblichen Tarantella-Tanzunterricht ja abweicht.) Wir nehmen Kontakt auf und nun folgen langwierige
Videoaufnahmen im Studio von Margherita, bei Workshops, in der Schule und bei von Margherita organisierten Konzerten. Inzwischen versuche ich in Uni-Seminaren und Lehrerfortbildungen zusammen mit Margherita
die Unterrichtseinheit von Wencke zu erproben. Margherita gibt Tanz- und Tamburello-Unterricht und ich zeige, wie man Tarantella szenisch interpretieren kann. Nach acht Jahren Hin & Her habe ich genügend Material,
um mittels Adobe Director eine interaktive Windows-Anwendung zu programmieren. Diese wird noch einige Male mit Lehrer/innen erprobt und dann 2013 im Selbstverlag gedruckt und gebrannt. Der
Lugert-Verlag kauft in jeweils 50 DVD's und bestellt nach, wenn sein Depot leer ist. Interesse am Vertrieb hat der Verlag aber nicht außer dass ich in den "Grünen Heften" zwei Mal
zu Tarantella und Techno publizieren kann. Seit ein paar Jahren liefere ich das Programm auch über die Oldenburger Uni-Cloud kostenneutral aus.
Multimediale Lernumgebung: Das Gesamtpaket aller Unterrichtsmaterialien in einem interaktiven Programm erhalten Sie kostenlos: schreiben Sie mir
eine Mailund Sie erhalten einen Downloadlink.
Booklet: "Tarantella in der Schule", ist der Reiseführer durch die Multimediale Lernumgebung. Kostenloser Download!
UE für Klassen 3 +: Eine kleine Unterrichtseinheit für die Grundschule. Kostenloser Downolad!
Taranta Power! Eine Unterrichtseinheit für Ältere zum Zusammenhang von Tarantella/Pizzicca und Techno. Kostenloser Download!
Für den Schnelleinstieg gibt es eine direkte Downloadseite mit den wichtigsten Medien,
die in einer der o.g. Unterrichtseinheiten zum Einsatz kommen.
Videos zur Lehrer*innen(selbst)fortbildung:
Ein einstündiger Workshop mit Grundschulkindern als Modell eines praktischen Einstiegs (gewisse "Tarantella-Professionalität" der Musiklehrer*in vorausgesetzt)
Video-DVD Download-Link.
Mitschnitt einer Lehrer*innenfortbildung: einfache Schritte und Choreografien (für interessierte Anfänger*innen) Download des Videos (mp4).
Inhalt der Multimedialen Lernumgebung "Tarantella in der Schule":
Vorbemerkungen
Die Unterrichtsmaterialien (mit didaktischen Begründungen)
WarumUp
Lostanzen
Phantasiereise
TaKeTiNa
Szenisches Spiel
Das szenische Spiel als „analoge Phase“
Szenische Interpretation des Liedes von „Santu Paulu“
Phase 1: WarmUp
Phase 2: Die Rolleneinfühlung
Phase 3: Szenisches Spiel nach Regieanweisungen
Phase 4: Vorbereitung der szenischen Improvisation